…eure fiesesten Betrügereien

von CCP Shadowcat
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Der soziale Umgang in EVE unterscheidet sich dank dem unkontrollierten Sandbox-Prinzip kaum von der realen Welt – und genau wie in der Realität gibt es einige Menschen, die nur das Beste für ihre Mitmenschen wollen und andere, die sich eine Gemeinheit nach der anderen einfallen lassen, um andere über den Tisch zu ziehen oder bloßzustellen.

Da dieses Thema zu komplex ist, um nur aus einer Sichtweise (meiner) davon zu berichten, bat ich letzte Woche um eure Mithilfe und wollte von euch eure (un-)sozialsten Geschichten in, mit und um EVE Online wissen. Die Zusendungen auf meinen Aufruf fielen so zahlreich aus, dass ich den entsprechenden Blogeintrag in zwei Teile aufgeteilt habe. Der erste Teil befasste sich mit den positiven Geschichten, die mich erreicht haben, während dieser zweite Teil nun von fiesen Tricks bis hin zu ausgefeilten Gemeinheiten alles bietet, was das EVE-Arsenal hergibt.

Von den wirklich üblen Betrügereien (in EVE auch „Scams“ genannt) blieb ich bis jetzt glücklicherweise verschont, doch wenn ich mir eure Geschichten so durchlese kann ich eure Frust und Wut nur zu gut nachfühlen. Ich habe bei jeder Einsendung auch nachgefragt, ob die betreffende Person weiterhin EVE spielt und bekam jedes Mal eine positive Antwort auf diese Frage – da haben sich die meisten besser im Griff als ich selbst. Ich bin da mehr von der Sorte „Ragequit“: Wenn ich zu oft an einem Boss scheitere oder mir ein teures Schiff hinterhältig weggeschossen wird, kann man förmlich den Dampf spüren, der mir aus den Ohren schießt und ich kehre dem Spiel – zumindest für ein paar Stunden – erstmal den Rücken, bevor ich mit neuer Entschlossenheit zurückkehre und es mit den virtuellen Hindernissen aufnehme.

Das fieseste, was mir selbst bisher passiert ist, kann sich kaum mit den Gemeinheiten messen, die ihr mir geschickt habt und ereignete  sich während meinem ersten Ausflug in ein Asteroidenfeld in einem Gebiet mit niedrigerem Sicherheitsstatus. Ich habe den Bildschirm für ein paar Minuten außer Augen gelassen und wurde zuerst von NPCs und anschließend von einem Spieler beschossen, bis mein Bergbauschiff in Flammen aufging. Zum Glück war das Schiff ein Geschenk der Karriereagenten und nicht besonders teuer, so dass mein Ego unter dem Verlust mehr litt als meine digitale Brieftasche.

Beinahe das Gleiche, nur mit einem weitaus teureren Schiff, ist Pilot Langzahn passiert:

"Ich war mit meiner Hulk beim Mining in einer Omber-Site unterwegs, als ein paar böse Buben reinkamen und mich zuerst aus meiner Hulk und dann auch noch aus der Kapsel geschossen haben. Meinen Zweitcharakter, der mit einem Industrial zur Stelle war, haben sie auch gleich weg geschossen. Es hat schon wehgetan die ganzen Implantate zu verlieren, aber das gehört eben zum Spiel dazu. Der Verlust betrug ca. 3,3 Milliarden ISK, aber am Ende sind alles nur Pixel und es geht weiter – jetzt habe ich wenigstens wieder ein Ziel :) "

Die ebenfalls neue Pilotin Alina Sharisa wurde in ihren ersten 2 Monaten in EVE gleich mit folgendem Ereignis in der rauen Weltraumlandschaft willkommen geheißen:

"Es war rund vor 2 Wochen als Ich mit einem Freund aus unserem Corpverbund ein Pvp-Training machte. Wir waren gerade fertig, als ein anderer Spieler, der gelb geflaggt war, auftauchte und mit uns ein Duell machen wollte; mein Freund ließ sich drauf ein, dann meinte mein Freund, das er nicht durchkam, weil der Gegner sich zu schnell reparierte und ich hatte dann die dumme Idee, ebenfalls zu schießen. Das dumme daran war allerdings, dass er nicht mehr gelb geflaggt war - nun tauchte Concord auf und zerlegte mein Schiff und der Beschossene zerstörte das von meinem Freund. Er wiederum zog sich (genau wie ich) in seine Kapsel zurück und dann nahm mein Freund sein Bergungsschiff um die vielleicht noch intakte Ausrüstung zu holen, vergaß aber, dass er noch im Duell war und der Gegner ebenfalls noch da war. Mein Freund verlor sein Bergungsschiff und wurde, nachdem er dem Gegner ISK ausgezahlt hatte, damit er weiterleben durfte, trotzdem aus der Kapsel geschossen."

Das Schiff zu verlieren schmerzt, doch wirklich weh tut es erst, wenn man anschließend aus der Kapsel geschossen wird!

Ein anonymer Spieler berichtete mir von seiner Kriegserklärung (auch „Wardec“ genannt) und was diese für seine Corporation bedeutete:

"Wir sind eine nette kleine Corporation, die gemeinsam aus einem anderen Spiel rüber gewechselt ist. Da wir so spielen wollten wie WIR das wollten, haben wir uns keiner anderen Corp angeschlossen und von deren Erfahrung profitiert, sondern schön langsam unsere eigenen Erfahrungen gemacht.

Eine der einschneidensten Erfahrungen war die erste Wardec, die ins Haus flatterte. Wir haben uns noch darüber amüsiert, was wohl eine Corp ausrichten will, die nur einen Monat alt ist und nur ein Mitglied hat? Deswegen haben wir auch die 24h Vorwarnzeit ohne sonderliche Vorkehrungen verstreichen lassen. Danach waren wir immerhin so schlau unseren Kriegsgegner in die Kontakte aufzunehmen und vor dem Abdocken immer zu schauen, ob er gerade online ist. So weit so gut, bis dann eines Morgens eine Catalyst im Icebelt auftauchte und mal eben dem einen Corpmitglied die Mackinaw unter dem Hintern weg geschossen hat! MIST, während eines Kriegs greift Concord ja nicht ein. Also noch mehr aufpassen und sofort andocken, wenn der Feind sich einloggt und halt besser nicht minern gehen. Da ist man ja doch leicht zu finden und absolut schutzlos.

Aber es wird ja sicher nichts passieren, wenn man mit dem Frachter mal eben 4 Sprünge zum Verkaufen macht. Der Bösewicht ist alleine in seiner Corp und nicht online, kann also nichts passieren. Sollte er on kommen ist man ja ganz schnell in eine Station. Tja, was soll ich sagen: Nach dem 3. Sprung wartete eine Tengu am Gate und fing an den schönen Frachter zu zerlegen. Wie konnte das passieren? Unser Feind hat sich doch gar nicht eingeloggt? Nein…er nicht, aber sein Alt lag auf der Lauer, hat den Frachter entdeckt und ist sofort in die Kriegs-Corp gewechselt. In der Hoffnung auf etwas Ehre des „Killers“ wurde das erpresste Geld bezahlt, nur um dann weiter zuschauen zu dürfen, wie der Frachter zerlegt wurde…. Geld weg, Frachter weg, nur die Kapsel konnte gerettet werden. Was ein sch… Spiel.  Unnötig zu erwähnen, dass er uns danach nicht mehr erwischen konnte, der Krieg auslief und wir von ihm den guten Rat bekamen: beim nächsten Mal einfach den Kopf retten durch „rechter Mausklick, Corp verlassen….“"

Ein weiterer Pilot, der gerne anonym bleiben möchte, hat den Zusammenhalt und das Miteinander im Spiel, das ich bereits im letzten Blogeintrag ansprach, ebenfalls erlebt – nur leider schlug es für ihn irgendwann ins Gegenteil um und nahm ihm damit sogar einen großen Teil des Spielspaßes: Als er noch neu in EVE war, nahm ihn eine kleine Corporation auf und zeigte ihm, wie er sich im Universum zurechtfand. Zwar bestand die Gruppe aus gerade mal fünf aktiven Spielern, doch laut eigener Aussage fühlte er sich dort nie allein, denn die Menschen waren „einfach wunderbar“. Dann wurde der CEO der Corporation gebannt und der Pilot verlor „eine ganze Menge: Meinen Lead, einen Freund, eine Corp, die ganzen tollen Mitglieder und später auch die Allianz, in der wir waren.“ Der Anführer der Allianz hat sich zu allem Übel nämlich mit ein paar Milliarden aus der Allianzkasse aus dem Staub gemacht. Seitdem war EVE nicht mehr dasselbe für ihn und er fühlt sich „trotz der vielen Spieler allein“ und findet „kein wirkliches Zuhause mehr in EVE…“

Eine ähnliche Geschichte, allerdings mit einem guten Ende, hat Acucar erlebt:

"Ich hatte gerade meinen ersten Frachter gekauft und bin einer neuen Corporation beigetreten. Der Frachter war eine große Investition und ich habe hart dafür gearbeitet. Ein Typ in der neuen Corporation fragte mich dann, ob er ihn sich ausleihen dürfe und ich dachte mir „sei nett, vielleicht findest du ein paar neue Freunde“ und habe sie ihm gegeben. Er hat dann einfach die Corp verlassen und den Frachter eingesteckt. Anscheinend hatte er ein paar Streitereien mit seinen Corp-Freunden und hat sich gekrallt was er konnte, bevor er sich aus dem Staub gemacht hat.

Als der CEO der Corporation jedoch merkte, dass mich der Verlust bedrückte, erklärte er den nächsten Sonntag zum „Corp Rep“-Tag und jeder dockte für ein paar Missionen ab. Es waren gut 50 Leute und innerhalb weniger Stunden hatten sie genug Geld für den Frachter und wir hatten alle mächtig Spaß in Teamspeak. Ich blieb noch viele Jahre in der Corporation und der CEO ist nach wie vor einer meiner engsten Freunde, trotz dass wir beide nicht mehr EVE spielen."

Ikke HB sieht es hingegen nicht gerne, wenn Spieler im Hochsicherheitsraum andere Spieler abschießen – so genannte „High-Sec-Ganks“ – auch wenn sie dabei selbst sofort mit Gegenmaßnahmen von CONCORD rechnen müssen:

"Ich spiele (mit Unterbrechungen) nun seit 9 Jahren EVE und im Großen und Ganzen kenne ich mich mit dem Spiel aus. Was ich erlebt habe und was mich etwas ärgert und stört sind High-Sec Ganks. Letzte Woche habe ich im High-Sec eine Mission geflogen und da diese High-Sec-Ganks ja immer öfter werden, habe ich mittlerweile immer den Scanner auf und suche nach Scan Probes. An jenem Tag waren etliche dieser Probes im Scanner, also erst einmal weg vom Eintrittspunkt und das in jeder Stage wieder, sicher ist sicher. In der dritten Stage kamen die Typen dann in meine Mission. Vier oder fünf Papierflieger, die nix kosten. Ich war Gott sei Dank weit genug weg, hatte also keine Probleme mein Schiff in Sicherheit zu bringen. Mich hätte schon interessiert wie deren Taktik weiter gegangen wäre, aber eine gute Milliarde an Schiff und Ausrüstung zu riskieren um das zu erleben war es mir nicht wert. Ich verstehe nicht, wie es diese Schiffchen schaffen einen Spieler schneller umzubringen als Concord sie tötet, aber die Killboards sind ja voll mit solchen Fällen."

Dass vermeintliche Freunde in EVE sehr schnell zu Feinden umschlagen können, musste Serenit Adoulin am eigenen Leib erfahren: Ein Mitglied seiner Allianz hätte ihn um ein Haar um teure Fraktions-Vergütungsmarken geprellt, bevor ein anderer Spieler ihn über deren wahren Wert aufklärte. Dieses Erlebnis sowie seinen größten Verlust an einen Scammer könnt ihr hier im Forum nachlesen: https://forums.eveonline.com/default.aspx?g=posts&m=4392867#post4392867

Abgesehen davon gibt es natürlich noch viele weitere Geschichten im offiziellen Forum – schaut ruhig mal vorbei: https://forums.eveonline.com/default.aspx?g=posts&t=332187

Schließen möchte ich diesen Beitrag mit einem Zitat von Razefummel, der einen der wichtigsten Sätze in EVE gepostet hat (und übrigens ein Satz, den ich in den letzten Wochen sehr, sehr oft gehört habe):

„Wenn etwas zu schön ist um wahr zu sein, dann ist es weder das eine noch das andere."

Bis nächste Woche!

Eure CCP Shadowcat

 

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