Eure schönsten Momente…

von CCP Shadowcat
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Der soziale Umgang in EVE unterscheidet sich dank dem freien Sandbox-Prinzip kaum von der realen Welt – und genau wie in der Realität gibt es einige Menschen, die nur das Beste für ihre Mitmenschen wollen und andere, die sich eine Gemeinheit nach der nächsten einfallen lassen, um andere über den Tisch zu ziehen.

Da dieses Thema zu komplex ist, um nur aus einer Sichtweise (meiner) davon zu berichten, bat ich letzte Woche um eure Mithilfe und wollte von euch eure (un-)sozialsten Geschichten in, mit und um EVE Online wissen. Die Zusendungen auf meinen Aufruf fielen so zahlreich aus, dass ich den entsprechenden Blogeintrag in zwei Teile aufteilen muss.

Der erste Teil wird sich mit den positiven Geschichten befassen, die mich erreicht haben. Veteranen, die Anfängern helfen, Freundschaften, die in New Eden geboren wurden und den Sprung in unsere Realität geschafft haben oder anders herum: Freunde und Partner, wegen denen neue Piloten erst mit dem Spielen anfingen. Diese Geschichten waren fast so gut wie eine Kätzchen-Therapie und Balsam für ein enttäuschtes Spielerherz – und es freut mich ungemein, dass es da draußen in der weiten Leere des Weltalls noch so viele Spieler mit guten Absichten gibt, die Anfängern wie mir selbst helfen, anstatt aus ihnen Profit zu schlagen.

Bevor ich nun das Wort an die Piloten gebe, die mir ihre Geschichten geschickt haben, möchte ich selbst noch ein Erlebnis beisteuern, das mir meine ersten Wochen in EVE versüßt hat. Mein bisher schönster EVE-Moment mit anderen Spielern war kurz nach meinen Blogeinträgen über Missionen sowie Schiffe und Ausrüstung. Als ich gefragt wurde, ob ich nicht einen Blog über eine Erfahrungen als neuer EVE-Spieler schreiben möchte, sagte ich zwar sofort zu, kurz vor den ersten Einträgen wurde ich aber nervös. Wie würde die Community darauf reagieren, dass ein Mitarbeiter, ja sogar ein Entwickler bei CCP selbst nicht EVE gespielt hat und wie ein blutiger Anfänger durchs Universum stolpert? Die Nächte bis zum Start des Blogs verbrachte ich also wechselweise sorgenvoll vor dem PC oder mit Alpträumen und malte mir im Büro die schlimmsten Szenarien aus: Dass ich von der Community ob meines Unwissens verspottet werden würde, dass Kritik an meiner normalen Tätigkeit laut werden würden, da ich ja kein langjähriger EVE-Spieler bin und dass man mich am Ende mit Fackeln und Mistgabeln aus New Eden jagen würde.

Doch als die ersten Blogeinträge online gingen, passierte etwas für mich Überraschendes: Genau das Gegenteil. Meine kläglichen Versuche mich als Anfänger in New Eden durchzuschlagen sorgten bei der weitaus erfahreneren Community nicht etwa für Spott und Häme, vielmehr fühlten sich Veteranen durch mein Gestolpere an ihre eigenen ersten Schritte in EVE zurückversetzt – und was dann geschah, hätte ich mir niemals träumen lassen! Ich wurde nicht nur täglich mit praktischen Tipps und Tricks versorgt (die ich natürlich für andere Anfänger öffentlich auf meinem Blog präsentiere), sondern bekam auch unaufgefordert ISK, Schiffe und Module an meinen Charakter geschickt. Auch wenn ich die Gegenstände natürlich nicht behalten oder an meinen echten Anfänger-Charakter weiterleiten durfte, war meine Überraschung und Freude groß! Nicht so sehr über die materiellen (digitalen) Güter an sich, vielmehr über die Großzügigkeit und Freundlichkeit, mit der EVE-Veteranen mir (und anscheinend auch vielen anderen neuen Spielern) begegnen.

Zusammenhalten oder sich gegenseitig in den Rücken fallen? In EVE passiert beides - manchmal sogar zur gleichen Zeit...

Doch nicht nur ich habe solche herzerwärmenden Geschichten erlebt und in der vergangenen Woche erreichten mich zahlreiche ähnliche Episoden von Spielern, die ich an dieser Stelle mit euch und der Welt teilen möchte.

Scheinheiliger gab im Forum eine Anekdote aus seinen Anfängen bei EVE und dem Beginn einer jahrelangen Freundschaft – die nicht nur auf das Spiel beschränkt ist – zum Besten:

"Eve war mein zweites MMO (ich kam aber von WAR nicht WOW) und die ersten Tage war ich ganz alleine mit dem PVE-Content beschäftigt. Natürlich habe ich nicht alles begriffen und flog mit einem Gallente Zerstörer mit Shieldbooster, Armorepper und Projektilwaffen durch die Gegend. Als ich mein Fitting mal der Öffentlichkeit vorstellte, wurde ich von jemandem geconvoed, der mich dann mal ins Gebet genommen hat, inklusive TS Gespräch. Am Ende war ich sehr viel schlauer und einen Satz Skillbücher zum Lernen reicher - gesponsort von ihm. Seit dieser Zeit bin ich mit dem Spieler was EVE angeht "im selben Boot" und die Freundschaft erstreckt sich über das Spiel hinaus."

Arame Azur machte mich per privater Nachricht auf den Blog von Neovenator aufmerksam, der eine unglaubliche Geschichte festgehalten hat, deren die beiden Zeuge wurden: Eine Golem (für Anfänger wie mich: Das ist ein ziemlich wertvolles Schiff) stand zwei Monate lang unbemerkt irgendwo im Weltraum! Hier ein kleiner Auszug:

[…]Die Stimmung war ausgelassen und dann stellte ein Pilot eine Frage, die später zu eingeschlafenen Gesichtern und Lachmuskelkater führen sollte.

“Kann man ein Schiff das man im Space verloren hat eigentlich wieder finden?”

“Na klar. Musst Du scannen. Dann kannst Du es wieder finden. Was hast Du denn verloren?” war die Gegenfrage. Die Antwort haute uns alle komplett aus den Socken. “Eine Golem. Ich bin ausgestiegen, zur Station gewarpt und habe die Mission abgegeben. Leider habe ich mir keinen Bookmark gemacht”. Auf unserem Teamspeak herrschte für ein paar Sekunden lang ein betretenes Schweigen. Dann schienen alle gleichzeitig zu reden. Von “Warum zum Geier steigst Du aus einer Golem aus und warpst weg?” über “WTF?” bis hin zu “Das kann doch nicht wahr sein” war so ziemlich alles dabei. Manch einer (z.B. Ich) kicherte hysterisch.

Der Hammer sollte aber noch kommen. Laut EVE-API, so berichtete der Pilot ist die Golem immer noch im Space. Er ist vor ca. 2 Monaten ausgestiegen. Das Schiff stand also irgendwo im Highsec…[…]

Den Rest der unfassbaren Geschichte könnt ihr hier und hier nachlesen.

Eine verlassene Golem treibt wochenlang allein durchs Weltall - zum Glück gibt es ein Happy End!

Auch Hektor Inkura entdeckte die Vorzüge von EVE erst mithilfe der sozialen Komponente des Spiels – und gibt der Community jetzt genau das zurück, was ihm damals über die ersten Hürden hinweggeholfen hat: https://forums.eveonline.com/default.aspx?g=posts&m=4392867#post4392867

Pilot Serenit Adoulin erinnert sich noch genau an seine ersten Schritte in EVE und hat die Freundlichkeit anderer als Anlass genommen, jetzt selbst Anfängern unter die Arme zu greifen: Neulingen, die genau wie er damals mit der Komplexität von EVE kämpfen, steckt er ein wenig „Taschengeld“ zu, damit sie die ersten Wochen über die Runden kommen: https://forums.eveonline.com/default.aspx?g=posts&m=4393918#post4393918

Docay Kore findet, dass in EVE „…die Kontakte zu anderen Spielern die sich entwickeln ein viel größeres Gewicht haben. Der Spieler ist hier eben das zentrale Element und das Miteinander minestens ebenso wichtig, wie das Gameplay an sich (wenn nicht gar wichtiger). In der Intensität habe ich das noch in keinem anderen Game erlebt.“ und schildert anschließend ausführlich seine vier schönsten EVE-Momente: https://forums.eveonline.com/default.aspx?g=posts&m=4398541#post4398541

Bei l0rd carlos überwiegen scheinbar ebenso die positiven Erlebnisse mit anderen Spielern:

"Meine Erfahrung nach 4+ Jahren in EVE und dessen Community-Seiten ist auch, dass Eve Spieler recht hilfsbereit sind. Ob ich nun abgeschossen wurde oder jemanden abgeschossen habe, danach tauscht man sich gerne aus mit was der Verlierer hätte besser machen können. Als ich noch sehr jung war habe ich im Local gefragt ob jemand mir bei meiner Level 3 Mission helfen konnte und prompt war auch jemand zur Stelle. Später habe ich andere geholfen die im Local gefragt [haben]."

Über den Sinn und Zweck der Chatkanäle hat Darkblad ein paar Worte verfasst:

"Die Chatchannels sind ein nicht unwesentlicher Teil des Spiels. Für manche sogar ein sehr großer oder gar der Hauptteil. Wie einige vielleicht wissen, halte ich mich besonders oft im Hilfechannel auf. Und nicht nur ich. Täglich verbringen viele Spieler einen (großen) Teil ihrer Spielzeit damit, auf im Channel gestellte Fragen oder Hilferufe einzugehen. Das dieser Channel existiert und (fast nur) von Spielern mit Leben erfüllt wird, ist für mich in der Form einzigartig in MMOs. Die Kontakte, die dadurch entstehen und die vielleicht anderen Ansichten im Bezug auf irgendetwas in EVE, die Anregung, mich genauer mit einem Aspekt des Spiels auseinanderzusetzen; alles Dinge, die das Spiel für mich noch abwechslungsreicher und interessanter gestalten."

…und ich kann ihm da nur zustimmen! Obwohl sich viele Spiele mit dem Präfix „Massen-Mehrspieler“ schmücken, hatte ich bisher nur in EVE das starke Gefühl, nicht allein im Universum zu sein.

Zuletzt hat mir Neuling Dr Do0m noch eine nette Episode davon zukommen lassen, wie sie überhaupt den Weg nach New Eden fand:

"Ich, die Frau eines EVE-Spielers, wusste gar nicht worum es ging. Dank meiner Dauerspätschicht war mir klar, mein Mann zockt irgendetwas online, aber wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, war der Rechner aus. Jedoch plante die „Corp“, was für ein Wort, ein RL Corptreffen und mein Männeken freute sich seit Wochen darauf wie ein kleines Kind, endlich die ganzen Online-Chaoten mal RL zu erleben. Da es manchmal anders kommt als geplant, hatte ich genau an jenem denkwürdigen Wochenende mein einziges arbeitsfreies Wochenende in diesem Jahr. Es stand die Entscheidung an, wir fahren zusammen hin, oder er sagt das Corptreffen ab. Lust hatte ich so gar keine, aber wie kann ich so großen, glänzenden Kinderaugen widerstehen. Rucksack und Zelt wurden gepackt und wir fuhren zu einem EVE-Corptreffen.

Ich fühlte mich wie ein Außerirdischer, um mich herum wurde schwer diskutiert über „jammen“, „kiten“, „Fittings“ und vor allen Dingen „reppen“. Ich verstand die Welt nicht mehr. Doch dank der Fürsorge des Organisators, der mich mir ausreichend Alkohol versorgte und des CEOs, einem der jüngsten der Truppe, wurde es doch noch ein schöner Abend. Nach einer durchdiskutierten Nacht am Lagerfeuer, wo es nebenher auch mal um RL ging, fand ich die Jungs ganz nett, mir war aber immer noch nicht klar, was das für ein Spiel ist und ich war auch nicht sonderlich interessiert, denn ich musste ja ab Montag wieder in die Dauerspätschicht.

Ungefähr 4 Wochen später, ich komme gerade von der bereits erwähnten Spätschicht, sagt mein Mann, unser CEO gibt den Job auf. Daraufhin meine Nachfrage, warum denn nur, es ist gerade mal 4 Wochen her, als er mir erzählt hat, dass er den Job liebt und ihn mit Engagement und Spaß an der Sache macht. Ratloser Blick, keine Antwort außer: „Frag ihn halt! Logge dich mit meinem PVP Charakter ein und frag ihn, vielleicht lädt er dich aufs TS ein.“

Gesagt, getan. Ein tolles Ding, so ein MMORPG, da ist immer jemand da zum Quatschen, denn es gibt noch mehr Dauerspätschichtler. Cool. Zumindest mal eine Option, einfach nur reden. Das gefällt mir und so missbrauchte ich EVE mehr als ein halbes Jahr lang als ein „teures“ Chatprogramm, ohne irgendetwas vom EVE-Inhalt zu verstehen. Aber der CEO machte seinen Job weiter, denn er hatte jetzt endlich mal jemanden, mit dem er reden konnte. Skillen erledigte mein Mann, chatten machte ich. Bis zu dem Tag, als ein Corpie nicht locker ließ. Ich saß mittlerweile in meiner T2 gefitteten Hyperion (wie ich heute weiß *lach*) und er überzeugte mich, oder soll ich es überreden nennen, abzudocken, um mit ihm eine „easy going“ Lvl4 Mission zu fliegen.

Inzwischen war ich in der Corp zum Recruiter aufgestiegen und hatte volle Direktorenrechte, nur leider wusste ich nicht, wie man abdockt. Auch dieses Problem wurde mittels TS gelöst. Weitere Nachfrage im TS ergaben, zumindest damals machte es für mich Sinn, ich brauche nichts weiter zu machen, als die F-Tasten zu nutzen, nachdem eben besagter Corpie einen Fleetwarp in die Mission gemacht hatte. Was „reppen“ ist, hatte ich bis zu diesem Tag noch nicht verstanden. Es kam wie es kommen musste.

Ein Anruf bei meinem Mann auf der Arbeit:
Ich: „Hase, ich brauch ein Schiff!“
Er: „Wieso, du hast doch eine Hyperion?“
Ich: „Ich hatte, und Geld brauch ich auch…“

Mein Ehrgeiz war geweckt, ich erstellte mir meinen eigenen Trial-Account, folg fleißig alle Tutorials, die sehr aufschlussreich waren, legte diesen still und seither hat mein Mann keinen PVP Char mehr, denn der gehört jetzt mir.

So, ich gehe nun mein Schiff reppen, denn die Sleeper haben uns ganz schön zugesetzt…"

 

Mit diesen schönen Momenten schließe ich den heutigen Blogeintrag und kann euch nur raten, euch ein paar Schildbooster für den zweiten Teil am Donnerstag einzupacken, wenn ich euch die gemeinsten Geschichten präsentiere, dich mich erreicht haben – oder ihr lest schonmal selbst weitere Geschichten im offiziellen Forum: https://forums.eveonline.com/default.aspx?g=posts&t=332187

 

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