Erkundung: Einsame Schönheit in den Tiefen des Weltalls

von CCP Shadowcat
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Der Weltraum, unendliche Weiten. CCP Shadowcat dringt in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat und stößt bei der Erforschung kosmischer Anomalien auf lange verborgene Geheimnisse, kostbare Relikte uralter Zivilisationen und ungeahnte Reichtümer, die wie versunkene Schatzkisten in den Tiefen des Weltalls verborgen liegen. In einem unendlichen Universum gibt es keine Grenzen, nichts, das wagemutige Entdecker aufhalten könnte…

Wie ihr seht hat es mir zumindest die romantische Vorstellung der Erkundungskarriere in EVE angetan. Nur ich und mein Raumschiff in der endlosen Leere des Alls, auf der Suche nach Schätzen, Entdeckungen – aber vor allem auf der Suche nach Schönheit. Bunte Sternenwolken, Sonnenstrahlen, sie sich auf verschiedenen Planetenoberflächen spiegeln, ab und an ein Lichtblitz, der von Schlachten zeugt, die auf den fremden Welten ausgetragen werden; schwerelos dahin treibende Schiffswracks und vor vielen Jahren zerstörte Sternenbasen, deren Einzelteile dazu verdammt sind, für immer durch den Weltraum zu driften; und vor allem die kalte Ruhe, die von der Leere zwischen Milliarden von Sternen ausgestrahlt wird.

Vergisst man einmal Tabellen und Zahlen, Abschusslisten und ISK, Ganker und Industriehaie ist EVE Online auch nach zehn Jahren noch eines der schönsten Science-Fiction-Spiele, die man auf dem heimischen Bildschirm geboten bekommt. Zwar gibt es auf der Sternenkarte selbst keine „weißen Flecken“, die noch niemand entdeckt hat, doch Raumanomalien und vor allem Wurmlöcher verfrachten neugierige Piloten schnell in etwas, das ich mir als Paralleldimension vorstelle, aus der man manchmal nicht wieder zurückkehrt. Ohne konkretes Ziel vor Augen – denn darum geht es bei der Erkundung schließlich – und nur mit dem Wissen aus dem entsprechenden Karriere-Tutorial bewaffnet, mache ich mich also auf den Weg.

Magellan und Kolumbus sind meine erdgebundenen Vorbilder, als ich an Bord meiner Probe steige, die mit den beiden metallenen Sonnensegeln auch etwas an ein Segelboot aus der Kolonialzeit erinnert. Zwar kann ich nicht mit wehenden Haaren an der Reling stehen und spüre nicht die salzige Gischt, die mir ins Gesicht schlägt, dafür gibt es in New Eden auch keine Krankheiten, die von Schiffsratten oder abgestandenem Wasser verursacht werden und in wenigen Tagen die gesamte Besatzung auslöschen könnten. Mein Sextant sind Scansonden, meine Möwen, die nahes Land anzeigen, sind Anomalien in der Nähe von Planeten und mein Kompass ist die riesige Sternenkarte, auf der ich jeden beliebigen Kurs setzen und mich in gefährliche und viele Lichtjahre entfernte Gebiete vorwagen kann. Es wird Zeit, aus der Sicherheit des „hochsicheren“ Hafens zu schippern und sich die Welt anzusehen!

Auf der Sternenkarte wähle ich daher nach dem Zufallsprinzip ein Sonnensystem aus, das über einen Sicherheitsstatus von 0.4 verfügt und 26 Sprünge von meiner aktuellen Station entfernt ist. In meiner gewohnten Umgebung finde ich nach einem ersten automatischen Umgebungsscan nur Trainings-Anomalien, also springe ich durch ein paar Sprungtore auf meinem berechneten Kurs und starte meine Sonden. Von meinen Kollegen weiß ich, dass das Scan-Interface seit den EVE-Anfängen bereits verbessert wurde, doch ich habe dennoch meine Schwierigkeiten damit, eine Anomalie so weit auszuscannen, dass ich zu ihr warpen kann. Die schwierigste Übung dabei ist, die Kugeln der Sonden genau auf den kleinen roten Punkten zu platzieren – dreidimensionale Achsen waren noch nie meine starke Seite. Als ich alles dann endlich korrekt ausgerichtet habe und immer wieder scanne, bis sich das Ergebnis verfeinert, kommen am Ende nur Kampfgebiete heraus; nicht das, was ich mir gewünscht habe – falls ich überhaupt ein Ergebnis bekomme. Öfter als mir lieb ist gebe ich nämlich einfach bei 15 Prozent auf und springe in das nächste System. Das war beim Training irgendwie einfacher…

Ich gebe es ja zu, 3D-Objekte ausrichten ist nicht meine starke Seite...

Nach dem zwanzigsten erfolglosen Scanversuch beginne ich, leise vor mich hin zu fluchen und ziehe damit sofort die Aufmerksamkeit meiner Kollegen auf mich, genaugenommen von CCP Droog, der am Tisch neben mir sitzt. Neugierig rollt er mit seinem ergonomischen Schreibtischstuhl heran und sieht mit den wissenden Augen eines langjährigen EVE-Veterans auf meinen Monitor.

„Na, wie läuft das Erkunden?“, fragt er mit einer nicht gerade überzeugenden Unschuldsmine, die meine amateurhaften Versuche natürlich längst durchschaut hat.

„Schlecht“, gebe ich mit zusammengeknirschten Zähnen zurück. „Ich finde einfach keine Daten- oder Reliktgebiete, nur Kampfgebiete oder Wurmlöcher – und da traue ich mich nicht rein.“

Mit einem leichten Grinsen schielt er auf die Uhr an seinem Computer. Es ist vier Uhr nachmittags.

„Um die Uhrzeit sind die meisten Anomalien schon geplündert; selbst wenn du eine findest, hat sich jemand anderes wahrscheinlich schon über die Beute hergemacht… Am besten ist es, du scannst direkt nach Serverneustart, dann werden nämlich alle Erkundungsgebiete zurückgesetzt.“

Daran hatte ich natürlich nicht gedacht und viele Neulinge wahrscheinlich auch nicht. Ich habe also entweder die Wahl, mich noch weiter in den Low- und Nullsec vorzuwagen und zu riskieren, mitten im Nirgendwo abgeschossen zu werden und mühsam in meiner Kapsel „nach Hause“ zu gurken oder meine Erkundungsausflüge morgen fortzusetzen. Da ich für einen Tag bereits genug geflucht habe, entscheide ich mich für letztere Option und schließe den Client fürs erste.

Am nächsten Morgen stehe ich pünktlich um 11:00 Uhr auf der Matte, warte, dass die Server heruntergefahren werden und sitze anschließend gebannt vor dem Launcher, bis „Tranquility“ wieder verfügbar ist. Dann logge ich mich in Windeseile ein (mein Schiff habe ich gestern in weiser Voraussicht auf einer Station in einem 0.6-Gebiet verlassen) docke von der Station ab und führe meine ersten Scans durch – aber erneut habe ich kein Glück. Das einzige, was auf meinen mühsam platzierten Scannern auftaucht, ist wieder einmal ein Wurmloch. Doch irgendetwas möchte ich aus meiner zweitägigen Erkundungsreise mitnehmen, und wenn es nur schlecht Erfahrungen sind. Also fasse ich einen Entschluss, nehme all meinen Mut zusammen und nähere ich mich dem Wurmloch bis auf 20 Kilometer an.

Und bin von dem Anblick, der sich mir bietet, erstmal sprachlos.

Riesenkraken? Schleimige Aliens? Meine Phantasie geht beim Anblick des Wurmslochs mit mir durch...

Eigentlich sieht die Verzerrung im Raum nicht besonders ungewöhnlich aus, wenn man die anderen Wunder New Edens betrachtet, doch intuitiv weiß ich, dass hier ein ganz besonderer Aspekt des Spiels auf mich wartet. Ich rechne jede Sekunde damit, dass Tentakel oder andere schleimige Alien-Auswüchse aus dem Wurmloch nach meinem Schiff greifen und es in den Abgrund reißen – aber wir sind ja schließlich im Weltraum und nicht bei H.P. Lovecraft. Solange ich mich nicht zu nah an das Wurmloch heranwage, bin ich (einigermaßen) in Sicherheit; doch meine Neugier ist geweckt und ich möchte nun unbedingt wissen, was sich auf der anderen Seite befindet! So aufgeregt, nahezu euphorisch war ich in meiner gesamten (kurzen) EVE-Karriere noch nie und als ich auf den Strudel klicke und mein Schiff in das Wurmloch eintaucht, rast mein Herz schneller als bei einer Achterbahnfahrt.

Dann befinde ich mich plötzlich im Wurmlochraum.

Auf den ersten Blick sieht es hier nicht sonderlich anders aus als im Rest des Universums, bis auf einen merkwürdigen Nebel, der über dem ganzen Gebiet legt. Mit den wichtigen Warnhinweisen meiner Kollegen CCP Droog, CCP Shiny und GM Stinger im Hinterkopf füge ich das Wurmloch sofort zu meinen gespeicherten Orten hinzu, damit ich im Notfall wieder durch den gleichen Weg hinausfinde. Dann scanne ich erstmal auf fremde Schiffe, doch ich scheine mich völlig allein in diesem abgelegenen Gebiet des Alls zu befinden. Noch.

Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat, frage ich mich, was man im Wurmlochraum denn nun eigentlich machen kann. Auf der Übersicht sehe ich ein paar merkwürdige Asteroiden, doch leider ist meine Probe nicht mit einem Bergbaulaser ausgestattet. Dann zieht eine seltsame Struktur meine Aufmerksamkeit auf sich und ich nähere mich vorsichtig (nicht innerhalb von 0 warpen!) an. Was ich dann sehe, ist besser, als ich es mir je ausmalen könnte: Eine komplexe, außerirdische Plattform, die genauso gut aus der „Alien“-Trilogie stammen könnte, schwebt im luftleeren Raum vor sich hin, umgeben von einigen Asteroidenbrocken, leuchtenden Wolken und funkelnden Sternen. Es sieht fast aus wie in einem Science-Fiction-Märchen…

Es ist so wunderschön...

Doch die Idylle wird schnell unterbrochen, als ich einen Blick auf die Übersicht werfe: Fremde Schiffe, die mit dem alarmierenden Wort Sleeper gekennzeichnet sind, tauchen auf meinem Radar auf und die rote Markierung und meine spärlichen Kenntnisse über die Sleeper reichen aus, um mich augenblicklich in die Flucht zu schlagen. Immer noch mit klopfendem Herzen und leicht zitternden Händen verlasse ich also den Wurmlochraum über den gleichen Weg, wie ich ihn betreten habe und kehre fürs Erste wieder in die Sicherheit einer von Menschenhand konstruierten Station zurück.

Was für ein Abenteuer! Ich hätte nicht gedacht, dass ein Spiel wie EVE mich derart in Herzklopfen versetzen kann, doch der Wurmlochraum hat es wirklich in sich. Meine Lust am Entdecken ist damit erst recht entflammt und wer weiß, vielleicht schließe ich mich sogar einer Wurmloch-Corporation an, sobald der Blog zu Ende ist…

Jetzt seid trotzdem wieder ihr gefragt:

  • Kann man mit Erkundungen wirklich ISK verdienen? Wenn ja, was sind eure Tipps dazu?
  • Ab wann sollte kann man sich ernsthaft in den Wurmlochraum wagen, ohne Gefahr zu laufen, sofort sein Schiff zu verlieren? Welche Schiffe und Ausrüstung empfehlt ihr für derartige Expeditionen in „unbekannte Gewässer“?
  • Zuletzt noch eine Frage aus reiner Neugier: Was haltet ihr (als EVE-Veteranen) von der neuen Erkundungsmechanik? Wie lief das ganze vorher ab?

 

Wenn ihr selbst noch neu seid und ebenfalls Fragen habt, stellt sie ruhig jederzeit im offiziellen Forum – nur keine falsche Scheu, die „üblichen Verdächtigen“ beißen nur selten ;)

 

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