Bergbau: Mein erster Ausflug in die Asteroidengürtel

von CCP Shadowcat
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Jäger und Sammler.

Hat man (im Gegensatz zu unseren Vorfahren) die Wahl, dürfte die Rolle des Jägers für die meisten attraktiver sein: Er liegt ungesehen auf der Pirsch, sein Opfer fest im Blick und wartet auf eine Gelegenheit, zuzuschlagen. Dann bricht er aus seinem Versteck und ein Kampf beginnt, aus dem am Ende nur einer als Sieger hervorgehen wird.

Das Leben eines Sammlers ist hingegen von etwas mehr Monotonie und Sicherheit geprägt: Er weiß genau, nach welchen Beeren er Ausschau halten muss, welcher Baum essbare Nüsse trägt und wie er auf einer perfekten Route das meiste Essen in kürzester Zeit sammelt. Man kann sich auf ihn verlassen, denn im Gegensatz zu den Jägern kehrt er fast nie mit leeren Händen zurück – oder gar nicht. Der Jäger mag den Sammler belächeln, vor allem wenn er selbst gerade mit einem halben Mammut zum Stamm zurückkehrt, doch gleichzeitig weiß er, dass er ohne die Verlässlichkeit des Sammlers, die ihn durch schwere Zeiten bringt, gar nicht erst zur Jagd gehen könnte…

So sehr ich persönlich auch den Kampfrausch genieße, eher früher als später lande ich in jedem MMO bei den so genannten Sammelberufen. Kräuter pflücken, mit einer Spitzhacke Erze abbauen oder einfach irgendetwas einsammeln, das ich später für bare Münze verkaufen kann. Das geht in den meisten Spielen nebenher und sichert mir von Anfang an ein solides Nebeneinkommen – zwar keine Berge von Gold, aber immerhin ein bisschen Taschengeld.

Darum ist nach den Missionen eines der ersten Dinge, die ich ernsthaft in EVE betreibe, der Bergbau. Wer wie ich bei dem Wort sofort an singende Zwerge und schwingende Spitzhacken denken muss, liegt allerdings falsch; in EVE läuft das „Mining“ ganz weltraummäßig mit Lasern und Frachtcontainern ab, doch der Grundgedanke bleibt derselbe: Ihr sucht nach Rohstoffen, baut diese ab und verkauft sie anschließend auf dem Markt. Im Gegensatz zu anderen MMOs könnt ihr das allerdings nicht „nebenher“ erledigen, sondern müsst euch (wie immer in EVE) gezielt und mit der richtigen Ausrüstung in die Minenschächte… Verzeihung, Asteroidenfelder begeben.

Ich steige dazu in meine Venture, die ich von dem Industrie-Karriereagenten erhalten habe, rüste einen Bergbaulaser sowie ein paar Waffen und Schild-Booster für den Notfall aus und docke von der Station ab. Ein bisschen komisch fühlt es sich ja schon an, nach einer bis an die Zähne bewaffneten Fregatte plötzlich in einem minimal geschützten Bergbauschiff durch das Weltall zu fliegen. Aber weit ist es glücklicherweise nicht bis zum nächsten Asteroidengürtel im Hochsicherheitsraum: Einmal kurz den Warpantrieb anschmeißen und schon finde ich mich mit meinem gelben Bagger mitten in einer Reihe dunkler Steinbrocken im Weltraum wieder. Ich scrolle durch die eigens dafür angepasste Übersicht, bis ich entweder „Dense“ (dichtes) oder „concentrated“ (angereichertes) Veldspar oder Scordite finde – andere (teurere) Erze gibt es im Hochsicherheitsraum leider nur äußerst selten. Dann schalte ich den Felsbrocken als Ziel auf, schmeiße meinen Bergbaulaser an und… mache mir erstmal in aller Ruhe einen Tee, hole ein paar Kekse… stöbere im offiziellen EVE-Forum… lese einen Artikel… und noch einen… checke meine E-Mails… gurke auf Facebook und Twitter herum… hole mir noch einen Tee… Dann ist der Asteroid endlich abgebaut und der Laderaum meiner Venture ordentlich gefüllt.

Tee, Facebook und Katzen - beim Minen finde ich jede Menge Abwechslung ;)

Zugegeben, Bergbau ist für sich genommen nicht gerade die spannendste Beschäftigung in EVE. Warum es sich trotzdem lohnt, zeigt sich, sobald ich mit meinem vollen Erzfrachtraum in die Station zurückkehre: Für alle Erze bekomme ich satte 700.000 ISK auf mein Konto gutgeschrieben – für meine knappe Kasse ein ganzer Batzen Geld, den ich noch dazu ohne große Anstrengung erhalten habe, während ich Tee getrunken und Artikel gelesen habe! Enthusiastisch fliege ich also gleich nochmal los, wiederhole das Spielchen aus Minen und Nebenbeschäftigungen (wobei sich diese immer mehr zu Hauptbeschäftigungen entwickeln) und kehre wieder mit einem Frachtraum voller Geld zurück. Diesmal versuche ich aber, die abgebauten Erzbrocken erst zu veredeln – das sollte mir doch noch mehr Geld einbringen, oder? Fehlanzeige: Ohne die nötigen Skills bekomme ich zwar schön glitzerndes Tritatium, doch unterm Strich wandert am Ende weniger in meine Brieftasche als durch den Verkauf von Roherz...

Aus dem Tutorial weiß ich weiterhin, dass Veldspar und Scordite die am weitesten verbreiteten und damit billigsten Erze sind. Wenn ich meine Taschen noch praller füllen will, muss ich mich weiter raus in unsichere Gebiete wagen – bis jetzt war ich nämlich nur in der wohligen Sicherheit des 1.0 Hochsicherheitsraums unterwegs. Doch wie kommt man überhaupt ohne Missionen und die Möglichkeit, sein Schiff selbst zu fliegen dorthin? Das funktioniert (wie ich auch erst nach einigem Rumtüfteln herausfinde, denn das wird in den Tutorials nicht erklärt) über die Karte. Indem ich von der Sonnensystemkarte auf die Sternenkarte umschalte, sehe ich sämtliche Sonnensysteme in New Eden als leuchtende Punkte in einem Cluster, der aussieht wie ein überkompliziertes Sternzeichen. Dann klicke ich mich durch die einzelnen Punkte, bis ich ein System mit niedrigem Sicherheitsstatus gefunden habe, das nicht allzu weit von meiner Position entfernt ist: Atlar, Sicherheitsstatus 0.4, 10 Sprünge entfernt – das klingt doch machbar!

Also mache ich mich auf die lange Reise und begebe mich im Zielgebiet in den erstbesten Asteroidengürtel. Und tatsächlich: Neben dem regulären Erz erblicke ich hier auch zum ersten Mal „Kernite“ und „Omber“ in unterschiedlichen Ausführungen und mache mich nach einem Blick auf den Marktplatz sofort gierig an den Abbau. Mit Millionen von ISK in den Augen lasse ich mich (mal wieder) vom Internet ablenken und surfe nebenbei ein bisschen herum, ein wachsames Auge natürlich immer auf meine knallgelbe Venture gerichtet – immerhin habe ich genug böse Geschichten aus dem „Low Sec“ gehört. Aber (ihr ahnt es bestimmt schon) irgendwann passe ich genau eine entscheidende Minute nicht auf und als ich wieder auf den Bildschirm mit meinem Bergbauschiff sehe, steht meine Venture unter schwerem Beschuss von NPC-Piraten. In Windeseile schmeiße ich meinen Schild-Booster an, zünde den Warpantrieb in Richtung nächste Station und wäge mich schon in Sicherheit – als mir ein Spieler (!) mit ein paar gezielten Schüssen den Rest gibt. Anscheinend hat der- oder diejenige bemerkt, dass ich  AFK war und die Situation schamlos zu seinem/ihren Vorteil ausgenutzt; von meiner winzigen Kapsel aus sehe ich noch, wie sich das feindliche Schiff dem Wrack meiner Venture nähert und das teure Erz plündert, das ich in den letzten sieben Minuten gesammelt habe…

Ohne schlagkräftige Schiffe in der Nähe und der Grünheit hinter meinen Ohren erneut bewusst geworden, endet somit mein erster Ausflug außerhalb des Hochsicherheitsraums. Aber ich komme irgendwann zurück – mit einem besseren Schiff, mehr Waffen und ohne Ablenkung!

Also wiege ich mich wieder in der vermeintlichen Geborgenheit des Hochsicherheitsraums und versuche, meinen ISK-Ertrag noch zu steigern. CCP Shiny hat gleich einen praktischen Tipp parat: Sie schnappt sich ihre Orca und für die nächsten Stunden arbeiten wir zusammen; anstatt das Erz in meinem Frachtraum zu belassen und ganz allein zur Station zurückzufliegen, um es zu verkaufen, ziehe ich das Erz direkt in die Leere des Weltraums, um einen Container zu erstellen. Dieser schwebt dann durchs All, bis CCP Shiny den Inhalt mit dem gewaltigen Laderaum ihrer Orca einsammelt und verkauft. So spare ich mir zeitintensives Hin- und Herfliegen und wir haben beide etwas davon, denn der Gewinn wird logischerweise geteilt.

Gemeinsam geht es leichter: Der große Container lagert mein abgebautes Erz, bis CCP Shiny es abholt.

Erzählt es nicht unserem Chef, aber so verbringen wir einen langen Arbeitstag mit gelegentlichem Minen und Verkaufen, bis ich am Ende des Tages eine prall gefüllte ISK-Geldbörse vorweisen kann und mich langsam daran gewöhne, mit anderen Spielern zusammenzuarbeiten – immerhin ist das ja auf Kurz oder Lang der Zweck von EVE! Wer weiß, vielleicht schließe ich mich einer Bergbau-Corporation an, sobald ich irgendwann genug vom New Eden gesehen habe :)

 

Habt ihr Tipps oder Erfahrungen in Bezug auf das „Mining“? Wie gefällt euch dieser Aspekt des Spiels – betreibt ihr überhaupt Bergbau oder kauft ihr eure Rohmaterialien alle im Markt? Könnt ihr vielleicht noch weitere Leitfäden und Anleitungen zum Thema empfehlen?

Wenn ihr selbst noch neu seid und ebenfalls Fragen habt, stellt sie ruhig jederzeit im offiziellen Forum – nur keine falsche Scheu, die „üblichen Verdächtigen“ beißen nur selten ;)

 

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